Leben // Es war einmal im Supermarkt – Wo ist die Zivilcourage ?

Vor gut zwei Wochen hatte ich im Supermarkt ein Erlebnis, was mir heute noch immer wieder Kopfschmerzen bereitet. Es hat mich mal wieder bitter spüren lassen, dass es anscheinend so gar keine Zivilcourage gibt. Für mich ist es selbstverständlich, dass ich jemanden helfe wenn er in einer Notsituation steckt. Sei es die Tüte, die mitten auf dem Parkplatz platzt, der Schlüssel der aus der Hand fällt oder man sogar einen Unfall hat. Ich empfinde es als meine Pflicht, demjenigen dann zu helfen, sofern es mir möglich ist. Doch genau dass hat bei mir bzw. bei uns keiner getan. Ganz im Gegenteil, es hagelte noch Vorwürfe. 

Lieber Vorwürfe machen als helfen

Mini und ich kamen vom Zahnarzt und wollten noch schnell ein paar Kleinigkeiten kaufen. Wir machten halt an der Salatbar und Mini stand neben dem Einkaufwagen, in dem schon die Tulpen und anderer Kleinkram lag. Während ich mir meinen Salat fertig machte, kletterte die kleine Maus an der Seite des Einkaufswagen hoch und schon passierte es. Mini fiel samt Einkaufswagen um und dieser mit voller Wucht auf sie drauf. Ich schmiss meinen Salat hin, gab nur noch ein lautes „OH MEIN GOTT“ von mir und versuchte den Einkaufwagen von ihr runter zu reißen. An der Salatbar standen mit mir 4 weitere Leute und alle starrten uns an. Mini schrie und weinte bitterlich und während ich ihr die Sachen vom Gesicht runter nahm, rasselte es schon erste Kommentare. Im Vorbeilaufen hörte man nur „da muss man doch aufpassen“ und hinter mir stand eine ältere Dame, die anstatt den Wagen wieder hinzustellen, mir lieber weitere Vorwürfe machte. Ein weiterer Mann ging mit abwertenden Blicken einen großen Bogen um meine kleine Maus, und verzog sich ganz schnell. Ich nahm Mini auf den Arm und mit dem andere hob ich den Einkaufswagen auf. Ich schmiss alles weitere in den Wagen und versuchte Mini zu beruhigen. Und schon ging es weiter. Ich solle doch mal besser auf mein Kind aufpassen und dann auch noch das Portemonnaie so offen im Einkaufswagen, ne also das geht ja gar nicht. 

Kullakeks - Zivilcourage - warum keiner mehr hilft

Zivilcourage ? Fehlanzeige 

Ich habe in diesem Moment so rein gar nicht verstanden, wieso mir keiner geholfen hat. Mein Kind lag weinend am Boden, ich musste mit Mühe den Einkaufswagen bei Seite ziehen und das obwohl 4 Personen um mich herum waren. Wieso hat keiner geholfen? Das will und will mir nicht in meinen Kopf rein. Es war ja nicht so, dass wir angegriffen wurden und die anderen hätten Angst haben müssen. Nein mein Kind ist einfach nur den Einkaufswagen hoch geklettert und hingefallen. Da ist es doch nicht schwierig mal eben zu helfen oder? Und mir dann noch zu sagen, ich hätte meine Aufsichtispflicht verletzt und besser auf mein Kind achten müssen, sorry dass ist das aller Letzte.

Vor 5 Jahre haben meine Familie und ich schon einmal erleben müssen, wie es ist wenn das Leben anderer den Menschen anscheinend egal ist. Denn am 6.12.2012 hatte mein Papa einen schweren Verkehrsunfall. Mit 70km/h ist er frontal gegen einen Baum gefahren und wurde schwer verletzt. Er befreite sich aus dem Auto und lag, bei Minusgraden, über seiner Motorhaube. Zig Autos sind einfach nur vorbei gefahren und sogar ein Trecker fuhr einfach weiter. Mein Papa rief dann mich an und wir alarmierten den Notruf. Marco fuhr dann noch zur Unfallstelle und kümmerte sich um alles. Doch warum zum Teufel hat keiner geholfen. Was wäre passiert wenn mein Papa das Bewusstsein verloren hätte ? Er wäre vielleicht an seinen Verletzungen und an Erfrierungen gestorben. Ich möchte mir das gar nicht ausmalen, aber diejenigen die damals weitergefahren sind, denen möchte ich was sagen.
Denkt beim nächsten Mal doch bitte daran, wie es wäre wärt ihr an dieser Stelle. Ihr würdet da liegen und hoffen das jemand an hält und euch hilft. Und selbst wenn man Angst hat, man könnte etwas falsch machen, dann verständigt doch bitte wenigstens die Polizei oder den Notruf. Denn das alleine kann Leben retten.

 Ein Vorbild für meine Kinder

Als nun aber der Vorfall mit Mini war, habe ich die ganze Fahrt nach Hause mit ihr darüber redet. Denn auch sie hat bemerkt, dann keiner uns geholfen hat. Sie sagte mir dann, dass es nicht meine Schuld war und sie nun weiß dass man da nicht drauf klettert. Ich habe ihr aber auch erklärt, dass das Verhalten der anderen Leute vollkommen falsch war. Dass sie hätten helfen müssen und dass man das eben so macht. Es ist schön wenn man anderen helfen kann und man selber fühlt sich super danach. Ein paar Tage später waren wir dann wieder unterwegs und wie ihr wisst ist Mini ein wirklich ruhiges Persönchen. Wir standen an der Kasse und Mini hatte ihren kleinen Einkaufswagen leer gemacht und alles aufs Band gelegt. Beim weiterlaufen des Bands, fiel dem Mann vor uns der Toast runter. Sie bückte sich, hob ihn auf und legte ihn sofort wieder hoch. Der Mann drehte sich zu ihre und bedankte sich. Motti war total schüchtern und grinste ein wenig. Ich war so stolz auf sie und auch wenn es nur eine Kleinigkeit war, hat es nicht nur dem Mann eine Freude gemacht, sondern auch mir.

Kullakeks - Zivilcourage - Vorbilder

Seid ihr auch schon mal in so einer Situation gewesen, in dem ihr auf die Hilfe anderer gehofft habt, es aber keinen gab der euch helfen wollte ?
Ich finde wir sollten aus unsere Kinder Menschen machen, für die Zivilcourage etwas wichtiges ist und die nicht noch mit Vorwürfen, sondern mit Hilfe dem anderen gegenüber treten.

Alles Liebe,
Saskia

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7 Comments

  1. Nicole

    Oh man, da wir mir ja ganz schlecht beim Lesen! Zu solchen Leute fällt einem ja echt nichts ein – unmöglich das Verhalten. Ich wurde zum Helfen erzogen und so gebe ich es auch an meinen Sohn weiter.
    Der ist manchmal sogar schneller am Helfen, als ich ;o). Schon traurig die Welt!!

    1. Saskia

      Ja und so sollte es auch sein.
      Helfen kann helfen und wenn es nur eine kleine Geste in einer kleinen Situation ist 🙂

      Danke für deine Worte liebe Nicole .

      Liebe Grüße
      Saskia

  2. Britta

    Das hast du so schön geschrieben! Schade dass es so viele Menschen gibt, die nicht nur wegsehen, sondern noch blöd daher reden! Um so schöner, dass du deinen Kindern Hilfsbereitschaft und Zivilcourage vermittelst! Mir ist das auch ganz wichtig und habe deshalb mal einen Beitrag über „Werte und Vorbilder“ verfasst. Schau gern mal rein: https://fulltime-mami.blogspot.de/2017/12/werte-und-vorbilder.html?m=1

  3. Olga

    Ich bin echt sprachlos über deinen Bericht und über die Geschichte mit deinem Vater. Wie kann man den bitte schön nicht anhalten und helfen? Es hätte ja sonst was sein können mit deinem Vater.
    Und das Verhalten der Mitmenschen im Supermarkt verstehe ich auch nicht. Sowas kann doch mal passieren. Es ist wirklich traurig, wie gleichgültig und vorwurfsvoll viele Leute durchs Leben gehen.
    Wir hatten bisher noch kein solches Erlebnis. Ganz im Gegenteil. Erst heute hat mir jemand im Bus geholfen, als der Buggy in einer Kurve umfiel, weil ich wieder zu viele Taschen und Beutel rangehangen habe. Das Kind war auf meinem Schoß und ich konnte nicht einhändig den Buggy aufheben. Da kam mir ein netter Mann zur Hilfe.

  4. Christine S.

    Dass man nicht hilft kann ich nie verstehen. Wir sind beim Wandern an einem ziemlich steilen Abschnitt (aber normaler breiter Weg) auf einen Mann aufmerksam geworden, der kniete und seine Frau im Arm hilt. Ich bin sofort hingerannt und hab gefragt ob was passiert ist. Die Frau war gestürzt, hatte starke Schmerzen und wurde immer wieder ohnmächtig. Ich habe die kurz gescheckt (was für Verletzungen vorliegen), sie dann bequem auf mich gelagert (ihr Mann konnte selbst fast nicht mehr) und die Bergwacht informiert. Ausserdem haben wir alle (Mann + Freunde) unsere Jacken ausgezogen und sie zugedeckt, sie mit Traubenzucker und Wasser versorgt. Beide waren so froh, erzählten uns dass schon Leute an ihnen vorbei gelaufen sind ohne zu helfen. Zufälligerweise haben wir sie später wieder getroffen – die Frau hatte eine ausgekugelte Schulter und Schürfwunden, Prellungen – und sie waren uns so dankbar.
    Helfen kann so einfach sein. Und ich ertapp mich dabei auch fremde Kinder automatisch zu trösten, aufzuelfen wenns neben mir Plumps macht und die Mama nicht auch daneben steht 😉

  5. Martina von Jolinas Welt

    Ja, das passiert oft und doch lasse ich es mir nicht nehmen zu helfen, wenn es die Situation erlaubt. Das erstaunt die Leute dann oft, doch ich habe gelernt, dass es diese Dinge sind, die im Leben wirklich wichtig sind und das Lustige daran ist, dass es einem selbst auch etwas gibt, wenn man helfen kann.
    Am Dienstag fuhr ich unsere Große zum Ballett und sah eine ältere Dame auf der Straße rennen, total außer Atem, die Arme erhoben und dem Bus, der noch ganz weit an der Haltestelle stehend zuwinken, Panik und Verzweiflung im Gesicht. Meine 11jährige und ich hatten solches Mitleid und ich beschloss, egal wo diese Dame hinwollte, wenn ich einmal um den Blog gefahren war um kurz an der Ballettschule zu halten, würde ich die Dame, falls sie da stand fahren.
    Sie war weg, hoffentlich hat der Bus gehalten, sie geht mir nicht aus dem Kopf.
    Andere hätten weggeschaut oder gelacht, mir blutete das Herz

  6. Zhunami

    Ich kann sehr gut verstehen, dass du dich darüber ärgerst. Für solche Leute habe ich absolut kein Verständnis, das kann doch wirklich jedem passieren. Und wenn jemandem auf dem Weg nach draußen die Einkaufstüte reißt und alles auf den Boden rollt, stelle ich mich doch auch nicht daneben und kommentiere das mit „Können Sie nicht besser aufpassen?!“. Manchmal fragt man sich wirklich, was in den Köpfen vorgeht. Lass‘ dich nicht unterkriegen.

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