Die Zahnlücken-Pubertät
Ich glaube es kennt jeder. Den Moment, wenn das eigene Kind plötzlich zum kleinen Hulk mutiert. Wenn dort plötzlich in diesem kleinen Menschen so viel Wut steckt, dass man damit ein ganzes Stadion füllen könnte. Schon in der „Trotzphase“ hab ich mich so manches Mal gefragt wessen Kind dass da vor mir ist ??? Wo kommt diese Wut her? Wo ist das liebe, lachende Kind hin, was vor ein paar Minuten noch vor mir stand ? Doch es war recht schnell klar was in dem kleinen Körper vor sich ging. Plötzlich fühlte es etwas in sich, was es vorher noch nicht kannte. Es verspürte Wut, Ärger und Traurigkeit und dass vielleicht sogar alles auf einmal . Plötzlich wollte sie ihren Willen durchsetzen , koste es was es wolle. Doch diese Phasen haben wir gut gemeistert. Ein und ausatmen half gerade mir sehr viel. Denn wieso sollte ich meckern? Wieso sollte ich dieser Stimmung gerade noch mehr Input geben ? Wenn es besonders schlimm wurde, dann hab ich teilweise sogar den Raum verlassen, gewartet und bin entspannt wieder zurück gekehrt, Und es hat geklappt. Ja und nun ? Nun stecken wir momentan wieder in einer neuen Situation , die für uns als Eltern wieder sehr herausfordernd ist. Die viele Nerven kostet und ab und zu einen echt ganz schön arg an die Grenzen bringt. Die „kleine Pubertät“ testet uns gerade als Eltern wahnsinnig aus. Doch gerade auch die Kinder haben damit eben sehr zu kämpfen. Im Laufe der Zeit hab ich versucht heraus zu finden wieso gewisse Reaktionen so kommen und was wohl los ist. Doch die wohl beste Lösung bzw. Antwort bekam ich von Motti .
Nicht mehr klein aber auch nicht groß
Unterstützen statt belehren
Ganz viel Verständniss
Meiner Ansicht nach möchten sie einfach nur gehört werden und besonders bei Motti ist mir das stark aufgefallen. Sie wurde nicht nur laut weil sie ihren Willen nicht bekam, nein sie wurde laut weil man ihr nicht zuhörte. Denn sagte man “ Nein “ und sie wollte noch was dazu sagen, schritt ich wieder dazwischen und wiederholte mein “ Nein “ . Doch wieso ihr nicht zuhören ? Vielleicht wollte sie mir etwas vorschlagen und eine andere Sache dazu sagen. Wollte sie vielleicht einen Vorschlag machen und kam wieder nicht zu Wort. Und da wären wir beim nächsten Punkt. Die Alternativen bieten wir viel zu selten an. Immer wieder verharrt man auf seiner Position und besteht darauf dass das Kind genau das macht was man von ihm möchte. Ich bin ehrlich, so wollte auch ich dass Motti genau das macht was ich möchte. Doch wieso? Ist mein Weg denn genau der Richtige ? Nein , nicht immer. Und so biete ich ihr eben Alternativen an in gewissen Momente und es klappt sehr gut. Geht es zum Beispiel darum dass sie morgens lieber ein Sommerkleid anziehen möchte, ich aber der Meinung bin es ist zu kalt , merke ich bei ihr schon wie so langsam die Emotionen steigen und sie aber unbedingt das Kleid anziehen möchte. Und so biete ich ihr an dass sie entweder meine Wahl anzieht oder ihr Sommerkleid mit einer Strickjacke. Auch erkläre ich ihr wieso ich diese Möglichkeiten biete und sie versteht es sehr gut. Ich hoffe ihr versteht wie ich das ganze Meine.
Doch nicht immer klappt das. Denn manchmal ist es einfach so verzwickt dass keine Alternative, kein gutes Zureden und kein Entgegenkommen hilft. Doch dann lasse ich sie für sich. Sie zeigt mir recht offensichtlich ob sie meine Nähe nun braucht oder nicht . Und wenn dem nicht so ist dass lass ich sie damit allein zurecht kommen. Das scheint jetzt hart zu klingen aber für sie ist es perfekt. Sie beruhigt sich selber und man merkt ihr an wie sie in dieser Zeit nachdenkt. Meist kommt sie dann zu mir und das ganze wird noch einmal besprochen. Und oft endet es dann mit einer kleinen Umarmung und alles ist wie weggeblasen.
Ich habe kein Grundrezept gegen solche Ausraster, gegen die hochkochenden Emotionen und nicht jedes Kind ist so gestrickt wie unsere aber wir haben einen guten Weg gefunden , dass für uns alle die “ Kleine Pubertät “ kein großes Problem wird.
Wie kommt ihr mit der Zahnlücken – Pubertät zurecht ? Sind eure auch manchmal kleine Hulks und wie bekommt ihr es gerecht geregelt ? Ich freue mich sehr auf eure Ideen und Vorschläge.
Alles Liebe,
Saskia
Das Thema kommt mir sehr bekannt vor! Habe auch vor einiger Zeit mal über die "Vorpubertät" geschrieben. Eine echt schwierige Zeit für Eltern & Kinder und wie man so schön sagt, wieder eine Phase. Wahrscheinlich schonmal ein kleiner Vorgeschmack auf die "echte" Pubertät 😉
Für uns passt deine Zeitspanne nicht ganz. Vor der Schule war alles okay, aber nun ist die Maus im zweiten Halbjahr der ersten Klasse. JETZT ist es schwer. Sie begreift sich auf einmal, fängt an Dinge zu hinterfragen und die Welt zu analysieren. Auf der einen Seite Sind nun Ausraster wegen Kleinigkeiten auf der Tagesordnung, auf der anderen Seite ist sie nun viel ängstlicher. Eine Phase die viele Kinder erleben. Das Weltverständnis und das Begreifen von Gefahren, sowie das „Grübeln “ darüber sind weitere schwere Punkte. Wenn dein Kind dich bittet die Nachrichten auszuschalten.
Sie steht mitten zwischen dem „groß “ sein und umsorgt werden wollen.
Danke für diesen Artikel. Mir geht es mit meinem Sohn im Moment sehr ähnlich. Die Erklärbarkeit beruhigt immens
Bitte sehr 🙂 Es freut mich wenn ich dir dabei helfen konnte
Bin gerade sehr froh deinen Artikel gefunden zu haben. Bin genau in DIESER Situation und es hilft ungemein ein paar Antworten zu finden und zu wissen man ist nicht allein. Danke
Hilfreich und gut geschrieben, aber dennoch eine etwas längere Anekdote von mir: Ich komme oft genug an den Punkt, wo ich nur noch nach allen Ratgebern und auch gegen mein eigenes Herz und Gewissen zu handeln scheine – aber auch hier sollte man reflektieren und sich nicht selbst mit Vorwürfen kaputt machen.
Vorweg, mir hilfreiche Punkte in schweren Phasen:
Grundregeln müssen beibehalten werden – bei uns ist hier stets das Grenzen austesten dabei und Nachgeben verschlimmert die Situation sowohl in Schwere als auch in zeitlicher Länge.
Grundregeln dürfen nicht verletzen oder die persönliche Entwicklung/Ausdruck einengen, müssen aber Schutz bieten (zB im Ernstfall bei Eskalation auf der Straße oder sehr deutliche Verletzungsgefahr in Haushalt und öffentlichem Raum).
Alternativen müssen geboten, erfragt, gehört, zugelassen werden – im Rahmen der Grundregeln, dabei…
… nicht durch Alternativen überfordern weder das Kind noch sich selbst.
Nachgespräche mit Kind? Fast immer, aber stets ohne Diskussion, ohne Umwege, klar ausgedrückt und gut Zuhören von Elternseite, mit Angebot aber ohne Zwang für Kind (daher „fast“).
Zeit geben, Auswege bieten, Ursachenforschung, Reflektion auf beiden Seiten, Akzeptieren und vieles mehr – es gäbe so viel zu beachten, so viele Möglichkeiten…
Was aber wenn alles Erkennen, eigenes Wissen, Erziehungskurse, Beratung, Entspannungstechniken oder kurzer geordneter Rückzug, auch von mir selbst, innerhalb weniger Minuten nicht helfen, ja sogar „versagen“, eine Drittperson zum Vermitteln oder für Abstand nicht da ist?
Da greife ich erst zu jenen anderen Mitteln.
Aber im Ernst: ich habe fast genausooft schon am ganzen Leib gezittert weil ich in solchen Situationen mein Kind vor wirklichen Gefahren beschützt habe – gerade noch das Runterreißen des Kochend heißen Wassers auf mein Kind oder auch mich verhindert oder es von der Straße gerissen als auch noch ein nicht mehr bremsfähiges Auto ankam… Auch diese Situationen sind mittlerweile fest in meinem Kopf verankert, von aussen lasse ich dadurch auch in harmloseren Situationen keine Vorwürfe (konstruktive kritik ja, aber bitte erst nach Beruhigen) von aussen zu, mein eigenes Gewissen ist schon Kampf genug…
!Und dieses muss aber auch beruhigt werden um gerade dann wieder die Nerven zurückzuerhalten und handlungsfähig zu bleiben – das Leben bietet genügend Situationen die zu bewältigen sind.
Liebe Grüße und Kopf hoch an alle Verzweifelten!